Lösungsansätze bei Finanzierungsproblemen von Startups und KMU
Ein abgelehntes KfW-Darlehen durch die Hausbank ist kein Einzelfall – vielmehr ein strukturelles Problem in der deutschen Finanzierungslandschaft oder aus anderer Perspektive sogar das Erfolgsgeheimnis unserer Förderbank.
Wer sich ernsthaft mit Unternehmensfinanzierung beschäftigt, stellt schnell fest, dass nicht die KfW selbst das größte Hindernis ist, sondern die vorgelagerte Instanz: die Hausbank. Diese fungiert als durchleitende Stelle, prüft zunächst eigenständig und entscheidet, ob der Antrag überhaupt an die KfW weitergeleitet wird. Wird der Antrag in dieser Phase abgelehnt, bleibt er oft ohne Chance auf zweite Prüfung.
Diese strukturelle Vorfilterung hat tiefgreifende Folgen. Besonders für Gründer, aber zunehmend auch für etablierte Unternehmer, die ein KfW-Unternehmerdarlehen beantragen möchten, ist die Ablehnung auf Hausbankebene ein herber Rückschlag. Dabei liegt das Problem häufig nicht im Geschäftsmodell selbst, sondern in der unzureichenden Finanzkommunikation, der Bankauswahl und in strategischen Fehlern bei der Vorbereitung.
Warum scheitern KfW-Anträge an der Hausbank?
Häufige Ursachen für Ablehnungen liegen in einem unzureichenden Verständnis für die Abläufe innerhalb von Banken. Hausbanken unterliegen strengen aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Wenn sie KfW-Darlehen weiterleiten, haften sie in Teilen mit – außer es liegt eine Haftungsfreistellung vor. Auch dann bleiben interne Prüfprozesse bestehen. Ein vereinfachtes Ratingverfahren kann nur dann greifen, wenn die eingereichten Unterlagen sauber und plausibel sind. Die Bank führt dabei ein internes Scoring durch, welches Bonität, Kapitaldienstfähigkeit, Branchenrisiken und Erfahrungen mit ähnlichen Fällen berücksichtigt. Eine schlampige Finanzplanung oder unrealistische Liquiditätsvorausschau führt zwangsläufig zu einem negativen Entscheid.
Zudem herrscht bei vielen Antragstellern die irrige Annahme, dass Banken mit KfW-Darlehen nichts verdienen würden. Das Gegenteil ist der Fall: Zwar ist die Marge prozentual niedriger, aber der Aufwand ist ebenfalls geringer, insbesondere bei haftungsfreigestellten Programmen. Darüber hinaus entstehen durch die Beratung und Betreuung Folgegeschäfte – beispielsweise Geschäftskonten, Versicherungen, Zahlungsverkehrslösungen oder spätere Finanzierungsvolumina. Wenn Banken dennoch ablehnen, liegt es oft nicht an der grundsätzlichen Unwirtschaftlichkeit des Darlehens für die Bank, sondern an fehlender Klarheit und Struktur in der Präsentation des Vorhabens.
Die Marktlandschaft der Banken: Unterschiede und Bedeutung der Bankauswahl
Nicht jede Bank ist für jedes Finanzierungsvorhaben geeignet. Es zeigt sich deutlich, dass Großbanken wie Commerzbank, Deutsche Bank, Targobank oder Postbank zunehmend weniger bereit sind, sich mit kleinteiligen oder risikobehafteten gewerblichen Anträgen auseinanderzusetzen – insbesondere im Bereich Gründung oder kleiner Betriebsfinanzierungen. Ihr Geschäftsmodell ist stark standardisiert, risikobezogen und volumengetrieben. Für sie ist das klassische Konsumentenkreditgeschäft oder das Private Banking deutlich attraktiver als das beratungsintensive Gewerbekundengeschäft mit hohem Zeitaufwand und regulatorischem Aufwand.
Ganz anders sieht es bei Sparkassen und Volksbanken aus. Diese agieren lokal, sind oft in der Region verankert und verfolgen einen allround-orientierten Ansatz. Sie finanzieren sowohl Handwerksbetriebe als auch Existenzgründer, begleiten langjährige Firmenkunden und vergeben jährlich tausende Förderdarlehen im Bereich KfW oder Landesprogramme. Der enge Draht zu Bürgschaftsbanken, ihre Kenntnis der regionalen Wirtschaftsstruktur und der höhere Grad an individueller Entscheidungskompetenz machen sie zu den strategisch sinnvolleren Ansprechpartnern für Förderdarlehen.
Wer also seinen ersten Kontakt zur Bank sucht, sollte nicht nur nach dem Namen entscheiden, sondern die geschäftliche Ausrichtung, regionale Kompetenz und Fördermittelhistorie der Bank prüfen. Targobank oder Postbank sind im Bereich Gründungsfinanzierung nahezu inexistent – Sparkassen und Volksbanken dagegen erste Wahl.
Was tun bei Ablehnung?
Wer eine Absage durch die Hausbank erhält, sollte nicht resignieren – sondern die Situation strategisch analysieren. Zunächst gilt: Ablehnung bedeutet nicht Scheitern. Es gibt verschiedene Lösungsansätze, die fundiert und vorbereitet genutzt werden können.
Die Wahl der Bank ist essenziell. Bereits vor der Antragstellung sollten Gespräche geführt werden – idealerweise mit Sparkassen oder Volksbanken. Hier lohnt es sich, schon vor dem eigentlichen Bedarf kleinere Kreditlinien anzustoßen, etwa eine Kontokorrentlinie mit geringen Beträgen. Diese schafft Vertrauen und belegt die Zahlungsfähigkeit. Wer über zwei Jahre kleinere Kreditlinien aufnimmt, sie ordnungsgemäß zurückführt und die Bank regelmäßig über seine Zahlen informiert, schafft eine Historie, die bei späteren Förderanträgen als starkes Argument dient.
Die Qualität der Unterlagen ist entscheidend. Häufig liegt das Problem nicht im Geschäftsmodell, sondern in der Art der Darstellung. Unplausible Liquiditätsplanungen, fehlerhafte Umsatzprognosen oder fehlende betriebswirtschaftliche Begründungen führen selbst bei haftungsfreigestellten Programmen zur Ablehnung. An dieser Stelle kommt die Finanzkommunikation ins Spiel. Wir entwickelt aktuell eine digitale Finanzkommunikationsplattform, die ab 2026 verfügbar sein wird. Diese Plattform wertet nicht nur die betriebswirtschaftlichen Daten aus, sondern generiert automatisch risikobasierte Trenderklärungen, Handlungsempfehlungen und schafft eine professionelle Brücke zur Bank – ein Meilenstein für die Vorbereitung von Finanzierungsgesprächen. Solange man derartige Systeme nicht nutzt, muss dieses manuell erfolgen.
Auf alternative Strukturierungsstrategien zurückgreifen. Eine Möglichkeit ist, zuerst eine Bürgschaft bei der Bürgschaftsbank zu beantragen. Wenn eine Bürgschaftszusage (z. B. als Aussichtsgeschäft) vorliegt, verbessert sich die Position des Antragstellers bei der Bank erheblich. Die Bank kann dann risikoärmer agieren und das Kreditgeschäft wird schneller durchführbar. Diese Strategie ist völlig legitim, erfordert jedoch eine frühzeitige Planung und passende Argumentation.
Bei Gründerdarlehen, dem KfW StartGeld, den Chancenrechner von uns nutzen. Wir sind die Einzigen, die einen solchen Rechner entwickelt haben und werden bereits auf der Webseite des Bundesministeriums für Wirtschaft in NRW empfohlen. Mit diesem Rechner kann man seine Chancen ermitteln lassen. Aufgrund der uns vorliegenden Datenbasis können wir heute fundiert sagen, dass ein großer Chancenkiller die notwendigen Unterlagen ist. Die Chancen sinken teilweise um 30-40% durch die fehlerhaften Unterlagen. Keine Meinung, es sind gemessene Daten.
Kritischer Umgang mit Vermittlern und Finanzplattformen. Kreditvermittler, Versicherungsmakler oder Online-Finanzierungsplattformen sind keine geeigneten Partner für professionelle Unternehmensfinanzierung. Ihre Geschäftsmodelle basieren auf Masse statt Klasse – viele Anfragen, wenige Abschlüsse. Die Unterlagen werden meist standardisiert und ungeprüft weitergeleitet. Das Ergebnis: verbrannte Anfragen, beschädigte Bonität, keine zweite Chance bei der Bank. Unternehmensfinanzierung ist komplex, individuell und sensibel. Sie gehört in die Hände spezialisierter Unternehmensberater mit betriebswirtschaftlichem Know-how – und nicht in das Umfeld provisionsgetriebener Massenabfertigung. Einen Berater an die Seite zu holen, ist nicht zwingend, aber dann muss man sich selbst in die Thematik einarbeiten und das geht nicht binnen 2 Tagen. Auch der Gang zum Steuerberater sollte zumindest kritisch hinterfragt werden, denn wie häufig berät der Steuerberater vollumfänglich zu derartigen Themen? Ein Steuerberater kann in der Regel wunderbar die Zahlen der Vergangenheit analysieren und erklären, aber Ableitungen und Prognosen aufgrund von Marktanalysen, Marketingmaßnahmen etc. sind häufig fehlerhaft. Der Grund liegt darin, dass die Steuerberaterausbildung die Themen Marketing, Prozessmanagement, Vertrieb… nicht enthält.
Strategisch mit mehreren Banken arbeiten. Nach einer Absage bei einer Bank sollte man nicht sofort überall gleichzeitig anfragen – das führt zu Doppelanfragen, reduziert die Verhandlungsmacht und führt zu Ablehnungen aus formellen Gründen. Besser ist eine strukturierte Herangehensweise: Zunächst zwei favorisierte Banken ansprechen, dann – falls erforderlich – mit angepassten Unterlagen eine dritte Bank nachschieben. Wichtig: Jede neue Bank bekommt optimierte Unterlagen, angepasste Argumentation und ein vorbereitetes Finanzkommunikationspaket.
Geschäftsmodell und Marktposition regelmäßig hinterfragen. Nicht jedes Vorhaben ist finanzierbar – zumindest nicht in der aktuell vorgelegten Form. Manchmal helfen kleine Modifikationen am Geschäftsmodell, die Finanzierungschancen erheblich zu erhöhen: Positionierung überarbeiten, Marktsegmentierung schärfen, Preismodell anpassen oder Personalstruktur effizienter darstellen.
Wer die obigen Punkte konsequent beachtet, steigert seine Chancen signifikant – unabhängig von der ersten Absage.
Banken wollen finanzieren – das ist ihr Kerngeschäft. Sie brauchen aber Partner auf Augenhöhe, die ihre Anforderungen verstehen, vorbereitet sind und professionell auftreten. Wer diesen Standard erfüllt, bekommt auch die Finanzierung.
Wenn alles schiefgelaufen ist – und jetzt?
Wer keine strategische Vorbereitung hatte, mit unvollständigen oder fehlerhaften Unterlagen gearbeitet und womöglich durch Vermittler oder Plattformen bereits mehrere Banken angefragt hat, steht schnell vor einem Trümmerhaufen: schlechte Bonitätsindikation, negative Voreinträge im internen Bankensystem, verbrannte Kontakte. Doch auch in dieser Situation gibt es noch Wege, wenn man jetzt konsequent und professionell vorgeht.
Ruhe bewahren – und alle bisherigen Schritte analysieren
Im ersten Schritt muss analysiert werden, welche Banken bereits angefragt wurden, wie die Kommunikation verlaufen ist, was eingereicht wurde und welche Gründe für die Absage genannt wurden. In vielen Fällen sind die Anfragen nicht „endgültig verbrannt“, sondern lediglich vorzeitig durch schlechte Vorbereitung gescheitert.
Eine strukturierte Rückverfolgung aller Anfragen (Bank, Ansprechpartner, Zeitpunkt, Unterlagenversion, Ablehnungsgrund) hilft, eine gezielte Sanierungsstrategie zu entwickeln.
Unterlagen professionell neu aufbereiten
Jetzt ist der Zeitpunkt, die Unterlagen komplett zu überarbeiten. Dazu gehören:
- ein bankfähiger Businessplan mit realistischen Annahmen (ggf. deutlich Reduzierung und den Ursprungsplan in zwei Schritten splitten),
- ein vollständig geprüfter und plausibler Liquiditätsplan,
- eine Kapitaldienstfähigkeitsrechnung, die professionell begründet ist,
- eine neutrale Branchen- und Marktanalyse zur Unterfütterung der Geschäftsannahmen.
Wichtig: Alle Dokumente müssen nicht nur inhaltlich korrekt, sondern auch im Duktus und Layout bankgerecht aufbereitet sein. Das bedeutet: keine Word-Vorlagen aus dem Internet, sondern strukturierte Argumentation auf professionellem Niveau. Es sollte auch keine Werbebroschüre mit vielen Bildern etc. sein.
Negativkontakte durch Kommunikationsstrategie neutralisieren
Wenn bereits mehrere Banken angefragt wurden, ist ein offener und ehrlicher Umgang in zukünftigen Gesprächen ratsam. Die Kommunikation könnte lauten:
„Wir haben in der Anfangsphase Fehler gemacht, möchten das Korrigieren und das Vorhaben auf einer sauberen Basis neu präsentieren. Die Unterlagen wurden vollständig überarbeitet und wir haben auch externe Beratung hinzugezogen, um die Qualität zu sichern.“
Das ist kein Eingeständnis von Schwäche, sondern Ausdruck von Lernfähigkeit – etwas, das Banker durchaus schätzen.
Zweite Chance durch Bürgschaftsbank erzwingen
Eine gezielte Anfrage bei der Bürgschaftsbank kann trotz vorheriger Ablehnungen der Türöffner sein. Die Strategie:
- Alle Unterlagen professionell überarbeitet bei der Bürgschaftsbank einreichen,
- Ziel ist ein Aussichtsgeschäft, also eine vorläufige Bürgschaftszusage,
- Mit dieser Zusage erneut Banken ansprechen – das verändert die Risikoeinschätzung und ermöglicht ein „Neustart-Gespräch“.
Achtung, die Bürgschaftsbank hat nur ein Verfahren, wo man direkt die Anträge stellen kann. In den anderen Fällen sollte man bei der Bürgschaftsbank um eine Ersteinschätzung bitten und dann nennt man den Mitarbeiter mit seiner Einschätzung später bei der Bank als Ansprechpartner.
Hausbank wechseln und regional differenzieren
Gerade wenn regionale Banken abgesagt haben, kann ein Blick in angrenzende Wirtschaftsräume sinnvoll sein. Viele Unternehmer bleiben zu stark in ihrer Region – obwohl es Nachbarlandkreise mit stärkerem Branchenverständnis oder weniger Auslastung im Firmenkundengeschäft gibt. Auch neue Banken (z. B. über Zuzug oder Geschäftsverlagerung) können die Altlasten nicht sehen und bieten echte zweite Chancen.
Übergangsfinanzierung als Brückenlösung
Wenn Liquidität akut gebraucht wird, bevor eine neue Finanzierung aufgesetzt werden kann:
- Rangrücktrittsfähige Gesellschafterdarlehen einsetzen,
- Einmalige Vorfinanzierung über Family & Friends,
- Leasinglösungen prüfen (insbesondere bei Maschinen und IT) inkl. Sale and Lease Back,
- Mietkauf prüfen, z. B. über freie Gesellschaften ohne Bankbindung.
Mediation durch externe Fachberatung
Wenn die Situation zu komplex ist oder Unsicherheiten bestehen, kann ein professioneller Unternehmensberater helfen, die Situation zu retten. Wichtig ist, dass dieser nicht auf Provision arbeitet, sondern im Mandanteninteresse agiert – idealerweise mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung, Zugang zu Banknetzwerken und Praxiserfahrung in Kreditstrukturierung.
Auch wenn alles schiefgelaufen ist, gibt es noch Wege – aber ab diesem Punkt darf es keine Experimente mehr geben. Wer es bis hierher verspielt hat, braucht jetzt Klarheit, Struktur und professionelle Hilfe. Mit einem konsequenten Re-Start, einer sauberen Unterlagenbasis und einer gezielten Ansprache ist selbst nach mehreren Absagen noch eine Finanzierung möglich – aber nur, wenn ab sofort alles sitzt. Es ist nie zu spät, professionell zu arbeiten. Doch je später man damit beginnt, desto weniger Spielraum bleibt.
Der Start einer professionellen Finanzkommunikation sollte nicht länger aufgeschoben werden.