Fördermittel, Finanzierungsformen und Lösungsansätze für App Projekte
Kaum vergeht ein Tag, an dem man nicht in den verschiedensten Social Media Gruppen neue App Ideen liest und parallel dazu auch die Suche nach Kapital. In diesem Zusammenhang wird in der Regel Venture Capital genannt und gesucht.
App Finanzierung – Unternehmensfinanzierung wie jede andere?
Das Geschäftsmodell der Apps ist nicht wie ein Businessmodell aus dem old economy Bereich. Bei der App Entwicklung geht es primär um die Vorfinanzierung von Personalkosten, Büromieten, IT-Lizenzen und auch Reisekosten. Es sind somit in der Regel alles Betriebsmittel, die aus Sicht der Finanzierer keine Sicherheit darstellt. Im worst case Bereich bedeutet dieses Totalverlust. Genau aus diesem Grund ist eine App Finanzierung nicht wie jede andere Finanzierung.
Ein weiterer Grund für die Besonderheit der App Finanzierung ist die hohe Anzahl an Flops. Eine Vielzahl der Projekte kommen überhaupt nicht über die Idee hinaus. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es beginnt bei mangelnden Programmierkenntnissen, Auswahl falscher Programmierer (häufig aus Billiglohnländern) und fehlendes Kapital.
Sollte die Hürde mit der Programmierung gemeistert worden sein, so folgt das Hauptthema, und zwar die Vermarktung bzw. Monetarisierung der App. Wer glaubt, eine App einfach in den Appstore zu stellen und anschließend Verkäufe zu generieren, der irrt gewaltig. Jeder sollte sich die Frage stellen, warum große Mobile Games Hersteller Referenzmärkte in Indien & Co testen (häufig für siebenstellige Euro Beträge), bevor ein Spiel in der restlichen Welt beworben wird. Das Marketing ist eine große Hürde, die sehr kostenintensiv und zugleich auch schwierig ist.
Wie bewerten es die Finanzierer?
Vorweg ist zu erwähnen, dass die Kapitalgeber unterschiedlichster Art sein können. Neben dem Eigenkapital können auch Fremdkapital oder eigenkapitalähnliche Instrumente eingesetzt werden. Ganz gleich wer als Kapitalgeber bei der Unternehmensfinanzierung in Frage kommt, derjenige kennt auf jeden Fall die Probleme und Aufgaben in der App Entwicklung und Vermarktung.
So fällt auf, dass gerade die klassischen Banken sich schwer mit der Thematik tun. Fehlendes Wissen, aber auch einen Markt, den häufig lokale und regionale Banken wie die Sparkassen und Volksbanken nicht einschätzen können. Die anderen Player wie die Commerzbank, Deutsche Bank, Hypovereinsbank und Targo Bank sind nicht für ihre Startup Finanzierungen bekannt. Diese Banken kommen in der Regel erst nach 2-3 Jahren nach Markteintritt in Frage.
Banken haben auch ein Problem damit, ausschließlich Betriebsmittel bei Startups zu finanzieren. Selbst mit dem ERP StartGeld der KfW (80% Haftungsfreistellung) ist es kein leichtes Unterfangen.
Venture Capital Geber, dazu zählen wir auch Mezzanine Kapital Geber, ist das Risiko bewusst. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Motivationen, warum ein Investor in ein Projekt einsteigt. Neben der Technologie, kann es auch eine hohe Renditeerwartung sein. Diese liegt aber nicht bei 20% p.a., sondern um ein Vielfaches. Knapp 9 von 10 Invests sind Totalverluste, die genau das eine Invest ausgleichen und zudem noch Renditen erwirtschaften muss. Nicht zu vergessen sind auch die Kosten des Investors.
Es lässt sich somit feststellen, dass beide Formen der Kapitalbeschaffung das Vorhaben stets risikoreich beurteilen. Umso wichtiger ist es, dass der Unternehmer / Gründer eine gehörige Form an Expertise mitbringt. Optimalerweise hat der Gründer bereits eine App programmiert, an den Markt gebracht und Gewinne erwirtschaftet, sowie ein Exit hingelegt. Diese Gründer sind aber sehr selten, so dass die persönliche Eignung detailliert und ordentlich argumentiert, nachgewiesen werden muss.
Wie haben es die anderen gemacht – Beispiel Runtastic
Diese Frage sollte sich jeder stellen und sich auch gerne bekannte Apps als Beispiel nehmen. Zu beachten ist jedoch, dass die Zeiten sich etwas geändert haben.
Gerne zitieren wir (sinngemäß) die geschätzte Online Marketing Agentur CONTUNDA GmbH mit dem Inhaber Burkhard Asmuth: „Entweder man hat eine Menge Werbebudget oder blutige Finger vom Tippen“.
Dieser Satz bringt es exakt auf den Punkt, denn fehlendes Kapital kann man stets mit Fleiß reduzieren oder sogar ausgleichen.
Fast jeder kennt die App Runtastic mit dem Gründer Florian Gschwandtner. In seinem Buch beschreibt er sehr genau das Thema Finanzierung. Das Team hat sich lange Zeit mit Programmierarbeiten durch das Leben geschlagen und somit die Programmierung des eigenen Projekts sichergestellt. Erst, als ein gewisses Maß an Arbeit erledigt war, sind die Gründer an Venture Capital Geber herangetreten und haben die knallharte Form einer due dilligence erleben dürfen. Wer meint, dass eine due dilligence leichter zu meistern ist als ein Bankgespräch, der irrt völlig.
Das Ergebnis von Runtastic kennt nahezu jeder, die App war ein voller Erfolg und die Gründer haben an diesem Businessmodel sehr gut verdient. Wenn nun Florian Gschwandtner ein neues App Projekt hat, so sind sich alle Kapitalgeber sicher, dass er es kann und das Risiko „lediglich“ auf die Absatzschwäche reduziert wird.
Unternehmensfinanzierung – welche Möglichkeiten hat das kleine Startup seine App zu finanzieren
Wie bereits oben beschrieben prüft ein Venture Capital Geber sehr stark sein Anlageobjekt. Diese Prüfung ist natürlich nicht nur zeitintensiv, sondern beinhaltet auch häufig externe Beraterkosten. Diese Kosten sind der Grund, warum die kleineren Deals nahezu überhaupt nicht bei Venture Capital Gesellschaften platziert werden können.
Unternehmen, die ggf. durch die App einen Vorteil generieren können, sollten bei der Kapitalsuche ebenfalls berücksichtigt werden. Nicht jeder Mittelständler schließt generell Beteiligungen an Startups aus und genau darin liegt die Chance. Aber auch Family & Friends sollte man einbeziehen, denn die kennen den Gründer und haben auch entsprechendes Vertrauen.
Aber genau an dieser Stelle sollte jeder Gründer die Fördermöglichkeiten des jeweiligen Bundeslandes, des Bundes und der EU prüfen. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten für die digitale Wirtschaft.
Parallel dazu kann man die öffentlichen Finanzierungen wie z.B. das ERP StartGeld der KfW, aber auch Förderprogramme anderer Landesbanken beantragen. Einige Bundesländer bieten zudem noch Mezzaninekapital über die Bürgschaftsbanken an. Wichtig ist, dass die Laufzeiten nicht länger als 5 Jahre betragen und die App bereits nach einigen Monaten bereits Umsätze und der Break Even Point in einigen Monaten erreicht wird.
Beispiel NRW.SeedCap für digitale Wirtschaft
Startups können mit Hilfe des NRW.SeedCaps die Attraktivität bei Business Angels und Venture Capital Gesellschaften deutlich erhöhen, denn die NRW.Bank verdoppelt das Kapital des privaten Investors. Die Konditionen sind zu denselben Bedingungen wie bei dem Business Angel. Die maximale Antragssumme pro Unternehmen liegt bei 100.000 EUR, welches max. 36 Monate alt sein darf. Neben Appentwicklung werden aber auch Plattformen und Dienstleistungen gefördert. Antragsstellung und Auszahlung dauern in der Regel wenige Wochen, so dass dieses Finanzierungsinstrument für die digitale Wirtschaft von großer Bedeutung ist.
Derartige Programme gibt es nicht nur in NRW, sondern auch in anderen Bundesländern. Das BAFA Invest Programm ist zudem für jedes Bundesland geeignet.
Was muss für eine erfolgreiche Finanzierung getan werden?
Nahezu jeder Kapitalgeber benötigt aussagefähige Unterlagen. Hierzu ist ein Businessplan inkl. Finanzplanung notwendig. Zahlen und Fakten sind dabei zu erläutern und ggf. durch Feldversuche zu belegen. Zudem hat der Gründer seine Stärken in den Vordergrund zu stellen, denn jeder Kapitalgeber unterstützt in dieser Phase hauptsächlich den Kopf des Vorhabens und nicht das Geschäftsmodell.
Sobald diese Unterlagen erstellt sind, sollte der Finanzierungsmarkt sondiert werden. Finanzvermittler sind in der Regel nicht in der Lage, derartige Projekte am Markt zu platzieren. Diese leiten lediglich die Unterlagen an viele Personen weiter und hoffen, dass irgendwer zuschlägt.
Bei der Kapitalbeschaffung ist strukturiertes Vorgehen gefragt.
- Welche Finanzierungsformen bieten die öffentlichen Institutionen?
- Welche Fördermöglichkeiten habe ich? BAFA Invest? NRW.SeedCap…
- Welches Unternehmen hätte großes Interesse an der digitalen Lösung? Zukünftiger Kunde gleich Investor?
- Welche Venture Capital Gesellschaften kommen überhaupt in Frage?
Wer diese Fragen beantwortet hat, sollte konkret diese Maßnahmen einleiten und die Kapitalgeber ansprechen.
Das Posten von Kapitalsuchenden auf Social Media Plattformen bringt in der Regel wenig.
HEMMELMANN CONSULTING – wir können dabei helfen
Die HEMMELMANN CONSULTING ist eine spezialisierte Unternehmensberatung mit dem Schwerpunkt der Unternehmensfinanzierung. Mit der Expertise von über 10 Jahren in der Unternehmensfinanzierung kennen wir eine Vielzahl an Playern auf dem Markt. Investoren empfehlen uns teilweise sogar weiter. Wir können die notwendigen Unterlagen erstellen, prüfen und zugleich auch die Kapitalgeber ansprechen. Hierbei reden wir dieselbe Sprache wie der Kapitalgeber und es macht die Verhandlung bzw. Suche deutlich einfacher.
Haben Sie Ihre Unterlagen bereits erstellt? Kein Problem, wir prüfen auch gerne kostenlos ihr Vorhaben und geben dazu ein ehrliches, direktes Feedback.