Gründerkredit bis 125 TEUR – Tipps und Tricks für die Unternehmensfinanzierung
Existenzgründer und Jungunternehmen benötigen häufig Kapital, um ihr Business so richtig auf die Straße zu bekommen. Wer kein Eigenkapital oder ausreichende Sicherheiten hat, kommt schnell bei der Bank an seine Grenzen.
Genau für diesen Fall hat die KfW das StartGeld ins Leben gerufen. Gründer und Jungunternehmer können damit deutlich einfacher ihre Unternehmensfinanzierung realisieren.
Eckdaten des Kreditprogramms
Das KfW StartGeld ist bis zu einem Kreditbetrag von 125.000 EUR möglich. Sollte das Vorhaben einen höheren Kapitalbedarf beinhalten, so muss dieses Kapital anderweitig aufgebracht werden. In der Regel durch Eigenkapital. Bis zu einer Kreditsumme von 125.000 EUR ist kein Eigenkapital notwendig. Sollte die Bank darauf bestehen, dann ist es ein klares Zeichen von Zweifeln und Risikominimierung seitens der Bank.
Für Vorhaben mit höherem Kapitalbedarf hat die KfW andere Programme bzw. hier kann ggf. eine Landesbürgschaft die Lösung des Problems darstellen.
Von den 125.000 EUR dürfen max. 50.000 EUR Betriebsmittel sein, sprich freie Liquidität, Warenbeschaffung etc. Die restlichen 75.000 EUR können für Investitionen verwendet werden, die auch die Bank abfragen wird.
Das Besondere an diesem Programm liegt in der Haftungsfreistellung. Die KfW gewährt eine 80%ige Haftungsfreistellung der durchleitenden Bank.
Beispiel: es werden 100.000 EUR aufgenommen, dann haftet die KfW mit 80.000 EUR gegenüber der durchleitenden Bank
Sollte Eigenkapital eingebracht werden, dann bleibt auch weiterhin die Risikoverteilung bei 80/20.
Beispiel: es werden 90.000 EUR aufgenommen und 10.000 EUR Eigenkapital eingebracht; die KfW haftet mit 72.000 EUR gegenüber der durchleitenden Bank.
Das StartGeld kann für 5 Jahre oder 10 Jahre aufgenommen werden. Zusätzlich besteht die Option, dass eine 1-jährige oder 2-jährige Tilgungsaussetzung zu Beginn vereinbart wird.
Bei dieser Unternehmensfinanzierung handelt es sich um ein Ratendarlehen.
Ein Antragssteller kann das Darlehen innerhalb der ersten 5 Jahre seiner Gründung beantragen und das auch mehrfach, bis der maximal Betrag von 125.000 EUR erreicht ist.
Der Zinssatz ist fest und ist bei ca. 0,70% (5 Jahre) und ca. 2% (10 Jahre); am Ende der Laufzeit ist das Darlehen komplett getilgt.
Antragsverfahren
Diesen Gründerkredit kann man nicht im Direktverfahren beantragen, sondern muss dieses über eine Bank machen. Die sogenannte durchleitende Bank übernimmt dann 20% des Risikos.
Sobald man das Vorhaben der Bank vorgestellt hat, entscheidet diese über eine Bewilligung. Sollte die Bank das Vorhaben begleiten wollen, sendet sie die Unterlagen inkl. der Kreditentscheidung an die KfW.
Die KfW benötigt ca. 2-4 Wochen bis der Kreditantrag geprüft ist. In der Regel folgt die KfW der Empfehlung der durchleitenden Bank und gewährt auch dann das Darlehen.
Nach Darlehenszusage bereitet die durchleitende Bank die Kreditverträge vor (dauert in der Regel 1 Woche) und es kommt dann zur Unterzeichnung und Auszahlung.
Rückfragen / Nachfragen bei der KfW kann lediglich über die Bank erfolgen.
Notwendige Unterlagen
Wer seine Chancen auf einen Gründerkredit erhöhen möchte, sollte mit den richtigen Unterlagen zur Bank gehen.
Ein aussagekräftiger Businessplan inkl. der Finanzplanung (Planungszeitraum 36 Monate) ist zwingend erforderlich. Es sollte folgender Inhalt vorhanden sein:
- Beschreibung des Vorhabens
- Vorstellung des Gründers
- Wettbewerbsanalyse
- Standortanalyse
- SWOT-Analyse
- Vertriebsmaßnahmen
- Beschreibung der Finanzplanung und Nennung derer Entstehung
- Gewinn- und Verlustrechnung für 36 Monate
- Einnahmen- Überschussrechnung für 36 Monate
- Liquiditätsplanung für 36 Monate
- tabellarischer Lebenslauf
- Investitionsplan
Die gesamte Finanzplanung ist monatlich darzustellen. Die obigen Punkte sind die Mindestanforderungen und dürfen gerne erweitert werden.
Welche Bank ansprechen?
Was nützt es einem, wenn man ein tolles Vorhaben mit einem super Businessplan hat, jedoch die falsche Bank anspricht. Schnell verzweifelt man als Gründer und die ersten Zweifel am Bankensystem und ggf. an sich selbst kommen auf.
Häufig liegt es aber an der Auswahl der Banken.
Grundsätzlich sollte die Hausbank der erste Ansprechpartner sein. Neue Fintechs und / oder Neobanken können dieses Kreditprogramm nicht anbieten. Das liegt nicht daran, dass die KfW sich weigert, sondern diese Anbieter es schlichtweg nicht den Kunden anbieten möchten.
Wie kann eine Bank die richtige Bank für Gründer sein, wenn die kategorisch keine Gründerkredite vergibt?
Markus Hemmelmann – HEMMELMANN CONSULTING
Die meisten Gründerkredite vergeben die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken, denn deren Aufgabe ist es, die regionale Wirtschaft zu stärken.
Eine Commerzbank möchte grundsätzlich 2 volle Jahresabschlüsse sehen, vorher möchten die sich mit einer Unternehmensfinanzierung nicht beschäftigen. Es gibt immer wieder einmal Ausnahmen, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering.
Auch die Deutsche Bank ist mit der Vergabe von Gründerkrediten verhalten. Klassische Neugründungen werden tendenziell eher im Bereich von freiberuflichen Tätigkeiten gefördert, jedoch ist auch hierbei ein sehr zurückhaltendes Verhalten vorhanden. Ähnlich verhält es sich bei der Hypovereinsbank und der Postbank.
Die Targo Bank wirbt aktuell mit dem neuen Businessmodell, jedoch wird hier nichts an Gründerkrediten vergeben. Eine Kreditvergabe an Unternehmer ist aktuell noch nicht vorgesehen.
Bleibt noch eine etwas unbekanntere Bank übrig und zwar die GLS Bank. Die GLS Bank ist sehr aktiv im Bereich der Gründerkredite. Jedoch hat die Bank einen klaren Auftrag und zwar sollen nachhaltige Projekte gefördert werden. Hierzu zählen u.a. Solarprojekte, soziale Projekte (Altenheim, Kita…), E-Mobilität…
hohe Vergabebereitschaft | geringe Vergabebereitschaft | keine Vergabebereitschaft |
Sparkassen | Commerzbank | Santander Bank |
Volks- und Raiffeisenbanken | Deutsche Bank | Targo Bank |
GLS Bank | Postbank | Penta |
Hypovereinsbank | Kontist | |
Nationalbank | N26 | |
Revolut | ||
Fidor | ||
ING-DIBA | ||
Holvi |
Hinweis: manche oben aufgeführte “Banken” sind keine Banken, sondern Finanzdienstleister, die die Solarisbank im Hintergrund haben (Beispiel Kontist).
Tipps und Tricks
Natürlich kann man den Prozess bei der Bank beeinflussen und somit seine Chancen deutlich erhöhen. Hier sind unsere Empfehlungen:
- Businessplan inkl. Finanzplanung von 10-15 Seiten kann das Vorhaben nicht ordentlich beschreiben; der Businessplan ist Ihre Bewerbungsmappe, bitte entsprechend vorbereiten
- Finanzplanung bitte logisch, nachvollziehbar und mit “Belegen” untermauern. Beispiel: Stundenverrechnungssatz Y EUR x Anzahl max. Stunden pro Mitarbeiter = Umsatz pro Mitarbeiter ohne Wareneinsatz; der Wareneinsatz kann aus diversen Branchenbriefen entnommen werden
- Liquiditätsplanung sollte den Betriebsmittelbedarf rechtfertigen; sprich wer 50 TEUR Betriebsmittel beantragt, sollte nicht nach 24 Monaten 80 TEUR dauerhafte freie Liquidität in der Liquiditätsplanung haben
- gerne auch Tools wie ABC-Analyse der Plankosten nutzen und so Szenarien möglicher Abweichungen argumentieren; eine Vorlage zu einer ABC-Analyse findet man hier
- die richtige Bank ansprechen; eine Sparkasse aus dem Nachbarort hat wirtschaftlich nichts mit einer anderen Sparkasse zu tun, sprich man darf Sparkassen, sowie Volks- und Raiffeisenbanken auch aus anliegenden Orten ansprechen
- die persönliche Eignung ist von großer Bedeutung; dieses bitte im Businessplan besonders stark herausstellen
- Kostenplanung gerne mit Angeboten von Dienstleistern belegen
- auf das Bankengespräch vorbereiten, hier findet man Tipps zu einem Bankgespräch
- es macht Sinn, einige Wochen vor der Beantragung seine “Lieblingsbanken” auszuwählen und dort ein Konto zu eröffnen. Auf dem Konto etwas Geld einzahlen und kleinere Kontobewegungen durchführen. Aufgrund des vereinfachten Ratingverfahrens bekommt man eine Ratingnote, was anschließend bei der Finanzierungsanfrage von Vorteil sein kann. Bestandskunden werden insbesondere in der Corona Pandemie bevorzugt behandelt.
- anderweitige Kredite sind nicht zwingend negativ; man kann damit nachweisen, dass man seiner Zahlungsverpflichtung stets nachgekommen ist. Das darf gerne genannt werden und Belege darüber können nicht schaden
- die Auslastungsquote des Kapitaldienstes sollte bei max. 70% liegen
- das Ausgliedern der Finanz- und Lohnbuchhaltung an einen Steuerberater erhöht das Vertrauen und somit Reduktion der Risikoeinschätzung; eine ähnliche Wirkung hat die Einschaltung eines Unternehmensberaters für die Finanzierungsanfrage
Häufigsten Gründe einer Kreditabsage
- Businessplan unvollständig
- keine plausible Finanzplanung
- fehlende persönliche Eignung (Kfz Mechaniker möchte Restaurant eröffnen)
- fehlerhafte Markteinschätzung
Aussagen wir “Die Bank vergibt nur ungern KfW Kredite, da man daran nichts verdient” sind so pauschal falsch. Ein Gründer ist für eine Bank ein lukrativer Kunde, denn es kommen Themen wie Altersvorsorge, Versicherungen etc. auf. Auch bekommt die Bank auf die volle Kreditsumme eine Marge, obwohl das Risiko nur bei 20% liegt.
Natürlich würden manche Banken lieber das eigene Kapital vergeben, was an den Strafzinsen liegt, welches die Bank bei zu hohem Kapitalbestand bezahlen muss. Sollten folglich hohe Sicherheiten beim Gründer vorhanden sein (unbelastete Immobilien, Sparverträge…), dann kann es durchaus vorkommen, dass die Bank dem Gründer ein eigenes Darlehen verkaufen möchte. Banken mit eigenen Existenzgründerabteilungen gehen diesen Weg jedoch sehr selten, dieses kommt meistens dann vor, wenn die Bank kategorisch nicht so vergabefreudig ist bzw. der Sachbearbeiter kein Firmenkundenberater ist, sondern dieses intern ebenfalls bearbeiten muss (kleine Banken der Fall).
Wer Fragen zu dem Kreditprogramm hat, darf sich gerne bei uns melden.
Weitere Leistungen der HEMMELMANN CONSULTING zum Thema Unternehmensfinanzierung findet man hier.